Lipoprotein(a) – kurz Lp(a) – ist ein Lipoprotein, das aus Apolipoprotein B100 (ApoB100) und Glykoprotein Apo(a) besteht. Die Konzentration von Lp(a) im Serum ist zu einem großen Teil genetisch determiniert und kann nur geringfügig durch Umweltfaktoren, Ernährung oder Medikamente beeinflusst werden. Etwa 20 % der Bevölkerung haben eine Lp(a)-Konzentration von mehr als 50 mg/dl. Lp(a) ist ein unabhängiger und kausaler Risikofaktor für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD). Das ASCVD-Risiko steigt proportional mit der Lp(a)-Konzentration an. Beispielsweise erhöht eine Lp(a)-Konzentration von 50 mg/dl das ASCVD-Risiko um 1,4-fach, während eine Lp(a)-Konzentration von 150 mg/dl das ASCVD-Risiko um 2,7-fach erhöht. Die European Atherosclerosis Society (EAS) empfiehlt, bei jedem Erwachsenen mindestens einmal im Leben den Lp(a)-Wert zu bestimmen. Da Lp(a) bis zu 30% des Gesamtcholesterins enthält, ist vor allem bei "statinresistenter" Hypercholesterinämie an hohe Lipoprotein (a) Spiegel zu denken. Die Messung von Lp(a) ist mit einigen Herausforderungen verbunden, da das Lp(a)-Molekül eine einzigartige Struktur hat und es eine Vielzahl von unterschiedlich großen Isoformen von Apo(a) gibt. Aufgrund dieses ausgeprägten Größenpolymorphismus ist eine Umrechnung der Messwerte von Masse (mg/dl) in Partikelzahl (nmol/l) und umgekehrt beim Lp(a) genau genommen nicht exakt möglich und kann lediglich eine Annäherung darstellen. Daher sollten die Lp(a)-Werte nicht umgerechnet werden, sondern die Einheiten laut Herstellerangaben des jeweiligen Assays verwendet werden. Mit Ausnahme der Lipidapherese steht zurzeit keine spezifische Therapie zur Reduktion erhöhter Lp(a)-Werte zur Verfügung. Derzeit befinden sich nukleinsäurebasierte Therapieansätze zur spezifischen und potenten Lp(a)-Senkung in klinischer Erprobung. Konsens der Diskussion war, dass bei jedem Erwachsenen zumindest einmal im Leben Lp(a) gemessen werden soll und eine Messung bereits jetzt sinnvoll ist. Primäres Ziel einer Testung auf Lp(a)-Hyperlipoproteinämie ist nämlich nicht das Selektieren von potentiellen Patient:innen für eine zukünftige Lp(a)-senkende Therapie, sondern vielmehr das frühe Erkennen von Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Die praktische Konsequenz aus der Messung hoher Lp(a)-Werte sollte ein frühzeitiges und leitliniengerechtes Management zusätzlich bestehender Risikofaktoren unter Berücksichtigung des globalen kardiovaskulären Risikos sein. Durch optimale Kontrolle beeinflussbarer Faktoren - also Nichtrauchen, Blutdruckeinstellung, leitliniengerechte Senkung des LDL-C und eine moderne Diabetestherapie zusätzlich zu einem gesunden Lebensstil - kann das kardiovaskuläre Risiko auch bei hohem Lp(a) gesenkt werden.